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Traditionelles Zimmerstutzenschießen in Pfreimd

Einen besonderen Sport betreiben die Zimmerstutzen- und Feuerschützen. Der Oberpfälzer Schützenbundes (OSB) und der Bayerische Schützenbund (BSSB) haben gemeinsam ein Preisschießen im Landesleistungszentrum ausgerichtet. 

Anlass des traditionellen Schießens war der 700-jährige Geburtstag von Kaiser Karl IV. In drei Wettbewerben wurde auf eine Jubiläums-, Ehren- und Becherscheibe mit und ohne Behelfsmittel geschossen.
OSB Präsident Franz Brunner bedankte sich bei seinen Organisationsteam und freute sich mit 127 Startern über die rege Beteiligung aus Bayern und Österreich. Die Weitesten reisten über 300 Kilometer aus Pfronten, Heidelberg, Kufstein und Holzhausen an. Die besten Oberpfälzer kamen aus Schwandorf, Nabburg und Cham. 

Der BSSB Präsident Wolfgang Kink freute sich über das gemeinsame Schießen. „Wenn die zwei bayerischen Landesverbände im Sport zusammenhalten, dann kommt dabei auch was raus“, so Kink. Er hätte mit etwas mehr Beteiligung gerechnet, aber es war ein guter Anfang, sicher wird es ein nächstes Mal geben.
Nach altem Schützenbrauchtum waren für den Wettbewerb nur historische Zimmerstutzen alter Bauart zugelassen. Das Tragen von Jacken und Hut waren Pflicht.

Christoph Kuchenreuter nahm mit den Präsidenten die Siegerehrung in der Halle des Leistungszentrums vor. Bei der fünf Schuss Ringwertung gab es 30 teilvergoldete Hutnadeln zu gewinnen. Bei der Ehrenscheibe, die der BSSB gestiftet hat, waren Geldpreise für die besten fünf Blattlschützen im Wert von 700 Euro ausgelobt. Bei der Becherscheibe standen 30 handgefertigte Keramikbecher für die besten Blattlschützen bereit. Schützen ab Geburtsjahrgang 1947 und älter dürfen Hilfsmittel verwenden. Für die musikalische Unterhaltung sorgte Michael Köppl und die Schützendamen sorgten für das leibliche Wohl. 

Fotos: 

Die besten Traditionsschützen mit Präsident Wolfgang Kink, Otto Huß, Oskar Landenhammer, Hans Eckl, Nikolaus Kratz, Josef Keiß, Josef Aibl, Rudolf Schweiger und OSB Präsident Franz Brunner (v. links). 

Das beste Blattl schoss Rudolf Schweiger (mit Urkunde) von der Kgl. priv. FSG Schwandorf mit einem 9,21 Teiler. Wolfgang Kink, Franz Brunner und Christoph Kuchenreuter (v. links) gratulierten. 

Ergebnisse:
Jubiläumsscheibe Hutnadeln mit Behelf: Martin Pulver, Rudolf Schweiger, Johann Albrecht, Georg Harthan, Josef Zachenbacher, Herbert Haberl, Walter Gasteiger, Walter Strauß, Sepp Giritzer, Georg Heiler, Jubiläumsscheibe Hutnadeln ohne Behelf: Sepp Albl, Oskar Landenhammer, Nikolaus Kratz, Martin Auzinger, Anton Aisner, Günter Franzl, Georg Menter, Alfred Eiglsperger, Fritz Fischer, Teo Wahl. 

Ehrenscheibe Blattlwertung: 1. Otto Huß, Altschützen Fridolfing 13,6 Teiler; 2. Oskar Landenhammer, FSG Bergen 125,80; 3. Nikolaus Kratz, SG Saulgrub 154,89; 4. Hans Eckl, FSG Nabburg 169,09; 5. Hardy Sporbert, Blechhammer-Bodenwöhr 258,31.
Jubiläumsscheibe Ringe mit Behelf: 1. Martin Pulver, Straubing; 2. Johann Albrecht, Landau; 3. Josef Zachenbacher, Straßlach.
Jubiläumsscheibe Teiler mit Behelf: 1. Rudolf Schweiger, FSG Schwandorf; 2. Georg Harthan, Fridolfing; 3. Josef Zachenbacher, Straßlach.
Jubiläumsscheibe Ringe ohne Behelf: 1. Sepp Albl, Oberammergau; 2. Nikolaus Kratz, Saulgrub; 3. Anton Eisner, Haag.
Jubiläumsscheibe Teiler ohne Behelf: 1. Oskar Landenhammer, Bergen; 2. Martin Auzinger, Kötzting; 3. Günter Franzl, Wippstetten.
Becherscheibe: 1. Martin Pulver, Straubing; 2. Franz Keiß, Wertingen; 3. Siegfried Berger, Straßlach.

Anmerkung:
Beim Zimmerstutzenschießen wird eine Bleikugel von 4 mm mit einem Zündhütchen abgefeuert. Diese alte Art des Schießens wurde gegen 1850, vor allem im Gebiet um München eingeführt. Seit etwa 25 Jahren gibt es die so genannten Traditionsschießen. Damit allen Schützen die gleichen Chancen ermöglicht werden, dass alle Waffen auch wirklich dem Stand der alten Zeit entsprechen, regeln seit 2004 Richtlinien. Darin sind unter anderem festgelegt welche Stutzen, Systeme und Visierungen aus welchen Baujahren für die Traditionsschießen zulässig sind.
Es dauerte seine Zeit bis das zuerst belächelte Zimmerstutzenschießen auch von den alteingesessenen Feuerschützen anerkannt und ausgeübt wurde. Denn viele Feuerschützen pflegten später das Zimmerstutzenschießen, um vor allem in den Wintermonaten in Übung zu bleiben, wenn das Feuerschießen witterungsbedingt pausierte. 

Das ganze Thema Tradition ist sehr vielfältig und komplex, es umfasst Scheibenstutzen, Zimmerstutzen, Feuerstutzen, Wehrmanngewehr und alte Pistolen. Aber auch die Kleidung die bei den Schießen getragen wird, spielt eine große Rolle. Geschossen wird auf verschiedenen Entfernungen wie 10, 15, 50, 100, 134 und 150 Meter, dies alles zeigt die Vielfalt des Traditionsschießens. Speziell im bayrischen und österreichischen Raum wird diese Tradition noch gepflegt. Innsbruck, Oberammergau, München, Kufstein, Neumarkt, Kempten, Heidelberg, Feldkirch und Cham heißen nur einige der wichtigsten Orte, wo jedes Jahr große Preisschießen stattfinden.
In der Bayerischen Schützenzeitung München stand 1895: „Abgesehen von der anregenden Unterhaltung, welche dieser Sport gewährt, wird der echte Schütze nie verkennen, dass das Zimmerstutzenschießen die beste Schule für das Scharfschießen ist. Leider hatten die bisherigen Konstruktionen dieser Art Büchsen noch nicht den Grad der Vollkommenheit erreicht, welchen sie eigentlich, um vollständig ungefährlich zu sein, hätte haben müssen, und sind verhältnismäßig mehr Unglücksfälle durch Zimmerstutzen, als durch andere Feuerwaffen zu verzeichnen.“ Vielfältige Konstruktionen belebten den Wettkampf.

Nähere Informationen gibt es unter: www.feuerbixler.de

Ludwig Dirscherl