Delegiertentag in Cham
70. Oberpfälzer Schützentag
Eine rundum gelungene Veranstaltung war der 70. Delegiertentag des Oberpfälzer Schützenbundes. Der Schützengau Cham und die Stadt waren hervorragende Gastgeber für die über 300 Schützen und hochrangigen Ehrengäste. Die Ehrung der Welt- und Deutschen Meister, verdienter Mitglieder und die Neuwahl einzelner Präsidiumsmitglieder waren Höhepunkte.
Bürgermeisterin Karin Bucher hieß am Samstag das Präsidium, die Gauvorstandschaft und die Ehrengäste im Sitzungssaal des Rathauses willkommen. Sie stellte die Kommune und die Handelsstadt Cham vor und freute sich über die Austragung des Delegiertentages in der Chamer Stadthalle. 17 000 Einwohner gibt es in Cham, wir sind bestrebt in allen Bereichen möglichst attraktiv zu sein, darum habe man auch eine neue Stadthalle gebaut. 26 Millionen Euro habe man dafür ausgeben, aber keine Förderung erhalten. Die neue Stadthalle stehe auf Stelzen, erklärte die Bürgermeisterin den Gästen. Cham sei auch ein Handelszentrum aber der Internethandel nimmt zu. Dadurch bedingt sei viel Leerstand zu verzeichnen. Sehr stolz ist die Bürgermeisterin, eine Zweigstelle der Hochschule Deggendorf zu sein, denn auswärtige Gäste studieren in Cham. Die Stadt gebe auch viel für die Vereine aus, erzählte sie den Gästen und vieles mehr. Zuvor begleiteten Stadtführer die geladenen Gäste durch den Ort und erläuterten deren Geschichte.
Der letzte OSB Schützentag war 2000 in Cham, so Präsident Franz Brunner beim feierlichen Empfang. „Wir wollen den Menschen vermitteln, dass wir unseren Sport friedlich betreiben“, so der OSB Präsident.
Er hob neben dem Sportschießen auch das Traditionsschießen hervor, das insbesondere von der VSG Cham betrieben wird.
DSB Vizepräsident Gerhard Furnier betonte, dass der OSB sein Licht nicht unter den Scheffel stellen brauche, denn der OSB sei eine wertvolle Kaderschmiede für den DSB, wie die großen Erfolge der Sportler zeigen. Der OSB habe auch stark in die Geschicke des DSB mit verdienten Personen eingegriffen. Ein bayerischer Abend im Hotel Randsberger Hof, den ein Alleinunterhalter umrahmte, fand großen Anklang, wenn auch einige Ehrengäste die Texte mancher zünftiger, bayerischer Lieder nicht verstanden.
Gauschützenmeister Thomas Platzer überreichte kleine Geschenke an die Ehrengäste. MdL Dr. Gerhard Hopp hob in seinem Grußwort die Wertschätzung der Schützen und ihre Tradition hervor.
Einen Höhepunkt bildete am Sonntag der Gottesdienst im Redemptoristen Kloster mit Pater Peter Renju. Schützen sind Menschen, die ein klares Ziel vor Augen haben. Ihre gesamte Konzentration und Aufmerksamkeit fokussieren sie in den Augenblick der Schussabgabe. Auch im Alltag gibt es täglich die Entscheidung zu treffen, was ist wichtig und unwichtig im Moment. Jeder sollte sich Gedanken machen, welches Ziel er im Leben verfolgt. Wenn Gott das Ziel ist, stimmt die Lebensrichtung, so der Pater. Schützen beachten und bewahren unsere christliche Wertevorstellung. Freundschaft, Kameradschaft und Verlässlichkeit dienen jedem Verein. Aber auch die Uniform, das Gewand gibt Haltung in der wir gut aussehen, so der Prediger. Er wünschte den Gottesdienstbesuchern gute Treffsicherheit und gute Konzentration, um ihre Lebensziele zu erreichen. Unter der Leitung von Reinhard Lesinski umrahmte die Stadtkapelle Cham musikalisch die gesamten Feierlichkeiten. Beim Festzug zur Stadthalle marschierte bei leichtem Regen ein Tross von Schützen, Würdenträgern und Fahnenabordnungen durch die Altstadt zur Stadthalle. Böllerschützen empfingen den Festzug lautstark vom Dach der Festhalle.
Den offiziellen Auftakt des Schützentages bildete der Einzug der Fahnenabordnungen, Würdenträger und die Begrüßung durch Gauschützenmeister Thomas Platzer.
Bürgermeisterin Karin Bucher war beeindruckt vom traditionsvollen Anblick und freute sich, dass die neue Stadthalle rechtzeitig fertig geworden ist. Sie lobte die tolle Vorbereitung der Veranstaltung durch den Schützengau und dankte den Schützen für die Aufrechterhaltung des „Traditionssportes“.
OSB Präsident Franz Brunner eröffnete den Schützentag, zu dem zahlreiche Ehrengäste aus Politik und Sport kamen. Unter ihnen Staatsminister Joachim Herrmann, Bezirkstagspräsident und Landrat Franz Löffler, MdB Karl Holmeier, ,Harald Frischholz (Bezirk Oberpfalz), Karl Vetter (MdL a.D.), die OSB Ehrenpräsidenten Günther Dinnebier und Herbert Stattnik, sowie zahlreiche OSB Ehrenmitglieder. Beim Totengedenken erwähnte Brunner die verstorbenen Mitglieder, die sich besonders für das Schützenwesen und Brauchtum eingesetzt haben. Hans Schraml (Gau Steinwald); Franz Lindinger, Franz Spazek, Franziska Zilker (Gau Waldmünchen); Dieter Andersch (Gau Amberg); Ulrich Pohl, Alfons Dorner, Karl Walter (Gau Burglengenfeld); Horst Huber (Gau Sulzbach-Rosenberg); Helmut Wittmann und Rudolf Hausladen (Gau Cham).
Gratulation und Anerkennung gab es von oberster Stelle. Bayerns Staatsminister für Inneres und für Integration stellte deutlich heraus „Die Schützen sind keine Gefahr für die Innere Sicherheit“, sie sind es, die Tradition und Brauchtum pflegen und heimatverbunden sind. Unsere Schützen sind Hüter und Verteidiger der bayerischen Volkskultur, tief in der Heimat verwurzelt und bieten Sicherheit für unser Leben, so Herrmann. Als Sportminister gratulierte er zu den beachtlichen Erfolge der Oberpfälzer bei der Welt- und Deutschen Meisterschaft. Den Landesverband bezeichnete er als Schaufenster des bayerischen Schützenwesens. Dieses ist seit jeher aufs engste mit Bayern verbunden - es ist uns ein starkes Stück Heimat. Nirgendwo sonst wird das Brauchtum so beständig gepflegt, wie in unseren Schützenvereinen, so Herrmann.
Unsere Schützen gehen sorgsam mit ihren Waffen um, deshalb hat er sich für einen unbefristeten Bestandsschutz für die Aufbewahrung der Behältnisse eingesetzt. Aber dass manche politischen Kräfte in unserem Land legalen Waffenbesitz von Schützen und Jägern generell in Frage stellen, ist nicht in Ordnung. Es gibt nicht den geringsten Grund unsere Schützen zu kriminalisieren. Weitere Themen waren das Nationale Waffenregister, die EU-Feuerwaffenrichtlinie, Böllerschussgeräte und die Datenschutzgrundverordnung. Bei Franz Brunner bedankte er sich für die gute, konstruktive Zusammenarbeit.
Bezirkstagspräsident Franz Löffler hob in seiner Festansprache die Bedeutung von Tradition und Werte in der derzeitigen Welt hervor. Die Schützen pflegen unsere bayerische Identität und bewahren unsere Tradition und Lebensart. Der Bezirk wird auch weiterhin das Verbandswesen unterstützen. Insbesondere auf die Einbeziehung von Behinderten im Schießsport wird ein verstärktes Augenmerk gelegt. Er lobte den sportlichen und kulturellen Stellenwert der OSB-Schützen und deren zukunftsorientierte Jugendarbeit. Die jungen Schützen können sich für das sportliche Erlebnis begeistern und übernehmen Verantwortung in der Gesellschaft.
DSB Vizepräsident Gerhard Furnier ist für den Sport im Deutschen Schützenbund verantwortlich. Er stellte die Abteilungen des DSB und das neue Bundesleistungszentrum, in dem 2019 eingezogen wird, vor. Er bedankte sich für die erfolgreiche Aufbauarbeit, die im OSB-Landesleistungszentrum in Pfreimd betrieben wird. Verdiente Honoratioren wie Heinz Kowar, Max Mückl und Anton Kuchenreuter gestalteten im Sportbereich das Gesicht des DSB wesentlich mit. Der Funktionär macht aber auch deutlich, dass der DSB noch viel Nachholbedarf in der Schießsportwelt hat. Er verglich dabei die Weltschützen aus China, die uns im Leistungssport vieles Voraus haben. Für das Thema „Bleientsorgung“ fordert er eine weltweite Regelung. Der DSB hat einen neuen Cheftrainer eingestellt. Für den Versehrtensport ist das Leistungszentrum in Regensburg offiziell als DSB Stützpunkt anerkannt und steht für Trainingsmaßnahmen auch für den OSB offen.
Der Landesschützenmeister Jonny Otten vom Nordwestdeutschen Schützenbund übermittelte stellvertretend für alle anwesenden Landesverbände (Bayern, Pfalz, Nord-West, Württemberg, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Baden, Mecklenburg) Grüße. Er stellte fest, dass 50 Prozent der 20 Landesverbände anwesend sind und gerne hier sind. Wer behauptet, dass er Oberpfälzer Freunde hat, hat es gut, denn er hat gute Freunde, so Otten. Nicht immer Kritik üben, Zusammenhalten und positiv die Aufgaben in Angriff nehmen, forderte der Norddeutsche Landeschef.
Der Bezirksvorsitzende des BLSV Hermann Müller hofft, dass auch der Winterbiathlonsport im OSB Einzug hält. Er ist beeindruckt von der Veranstaltung, denn bei den Schützen wird Brauchtum und Tradition vorbildlich präsentiert. Er bedankte sich bei den beiden OSB-Präsidenten mit einem originellen Händlmaier Senftopf.
DSB Vizepräsident Wolfgang Kink stellte die Bürgerallianz Bayern vor. 23 ehrenamtliche Bayerische Verbände mit 2,3 Millionen Mitgliedern sorgen sich um die Gefahr eines „Bürokratievirus“. Ihnen liegt das Wohl des Ehrenamtes, die Entstaubung der behördlichen Bürokratie und das Mitwirken dieser Verbände bei Erlass von Verordnungen und Gesetzen am Herzen. Gemeinsam leben sie die Inhalte des Bürgerlichen Manifestes, verlangen mehr Eigenverantwortung und bestehen auf bürgerliche Freiheit.
Für ihre sportlichen Erfolge bei den Welt- und Deutschen Meisterschaften übergaben Landessportleiter Ludwig Mayer und Präsident Franz Brunner Geschenke an die erfolgreichen Sportler des OSB. (siehe Übersicht Medaillengewinner 2018)
Die Präsidentenmedaille überreichte Franz Brunner an die dreifache Weltmeisterin Kerstin Schmidt im Target Sprint und an mehrere Landesverbandspräsidenten und DSB Funktionäre.
Mit zahlreichen Auszeichnungen wurden die Verdienste von Mitgliedern geehrt.
Zu Ehrenmitgliedern des OSB wurden Franz Irrgang (Gau Waldmünchen), Armella Stelzer (Gau Cham) und Ludwig Mayer (Gau Amberg) ernannt.
Anschließend übernahm in altbewährter Manier Hans Nirschl die Versammlungsleitung des Delegiertentages und stellte fest, dass 290 Delegierte von 499 anwesend waren.
Den Reigen der Berichte eröffnete der Präsident. Er informierte von Neuerungen im Verwaltungsbereich und stellte mit OSB 2030 ein neues Konzept in Aussicht. Landesportleiter Ludwig Mayer bedankte sich für die gute Zusammenarbeit und verabschiedete sich mit seinem Bericht aus dem Präsidium. Gesundheitliche Gründe zwingen ihn, sein Amt als LSL aufzugeben. Landesdamenleiterin Christa Weigl hob das Benefizschießen 2018 hervor, bei dem über 6000 Euro an den Verein zur Förderung krebskranker und körperbehinderter Kinder an VKKK Ostbayern übergeben werden konnten.
Landesschatzmeisterin Karin Merl sprach von einer stabilen Vermögenslage und bezifferte das Vermögen des OSB auf 365.000 Euro. Landesjugendleiterin Evi Benner-Bittihn informierte vom Landesjugendtag und hob den Teilnehmerrekord von 111 Starts und 20 Mannschaften bei der 4. Landesmeisterschaft im Lichtschießen hervor. Vom 22.-24. März 2019 ist der DSJ Schulvergleich Bogen mit Shooty-Cup in Furth im Wald.
Vom 3.-5. Mai 2019 ist der DSJ Pistolen Master- und Team-Cup in Pfreimd. Alle Berichte der Funktionäre sind ausführlich im Jahresberichtsheft, sowie der Vorschlag zur Satzungsänderung veröffentlicht. Nach der Bildung des Wahlausschusses mit Thomas Platzer, Karl Bachl und Gerd Schmuderer erfolgte die Neuwahl der Gruppe 2 gemäß Satzung. Einstimmig wurden in ihren Ämtern Herta Zeiler als 1. Vizepräsidentin und Landesdamenleiterin Christa Weigl bestätigt. Neuer Landessportleiter ist Ernst Adler, 3. Vizepräsident Christoph Kuchenreuter und Kassenprüferin Roswitha Schmidberger.
Es folgten Beitragsfestsetzung, Haushaltsvorlage und Satzungsänderung. Den 71. Delegiertentag veranstaltet 2020 der Schützengau Schwandorf in Nittenau, dies gaben Gauschützenmeister Karl Bachl und Schützenmeister Oliver Bojko bekannt.
Text: Ludwig Dirscherl
Fotos: Ludwig Dirscherl, Martin Mailli, Xaver Daiminger